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„Energiewende! Und dann? - Climate Geographies“ – Eine Podcastfolge von Thảo Trần und Max Schuchardt

Die Podcastfolge "Energiewende! Und dann? - Climate Geographies" ist im Zuge des Seminars "Alltägliche Geographien umkämpfter Infrastrukturen" im Wintersemester 2021/22 entstanden. 

Darum geht's:

Blicken wir mal zurück: die Jahrhundertflut im Ahrtal, die steigende Zahl an Waldbränden und Stürmen – alles Folgen der globalen Erderwärmung. Auch Deutschland wird nicht von der Klimakrise verschont. In den vergangenen Jahren sind politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Stimmen für den Klimaschutz mehr und lauter geworden. Sie fordern ein nachhaltiges Umdenken und Handeln im Privaten und Öffentlichen. Weltweit gehen immer mehr Menschen und Organisationen auf die Straße, um für eine nachhaltigere Klimapolitik zu demonstrieren. In Deutschland sind es beispielsweise „Fridays for Future“, „Ende Gelände“ oder „Extinction Rebellion“. Unter ihnen gibt es die Forderung, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und Maßnahmen umzusetzen, die die globale Erderwärmung auf unter 1,5°C begrenzen. Somit gibt es auch einen klaren Aufruf nach einer Energiewende. Die Forderung lautet „Kohleausstieg bis 2030“ und „100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035“. [1] „Fridays for Future“ hat bundesländerspezifische Forderungen an die Bundesregierung bzw. Landesregierungen gestellt, orientiert an den jeweils vor Ort bestehenden Voraussetzungen. Eine universale Energiewende würde komplexe Zusammenhänge ignorieren, gar Probleme verstärken. Betrachtet man beispielsweise das viel zitierte Drei-Säulen-Modell[2] der Nachhaltigkeit, könnte eine universale Energiewende zu einer Dysbalance zwischen ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit führen. Besonders in der Stadtentwicklung wird sichtbar, dass es sich um komplexe, dynamische und soziotechnische Prozesse handelt, von denen aus Entwicklung stattfinden kann. Dies trifft auch auf die Entwicklung von Energieinfrastrukturen zu. Soziotechnische Prozesse müssen beachtet werden, um niemanden “zurückzulassen”. Wir stellen uns die Frage, welche sozio-technischen Folgen mit den Transitionen von Energieinfrastrukturen für Bürger:innen in Premium-Network-Spaces und Network Ghettos verbunden sind. Zur Beantwortung ist es notwendig, auf wichtige Begrifflichkeiten einzugehen. Was meinen wir mit „soziotechnisch“? Was sollen „Premium-Network-Spaces“ und „Network Ghettos“ sein?  Und „Infrastrukturen“ wurden auch schon oft genannt – was meinen wir damit? Wir wollen diese Fragen am Beispiel der Braunkohleindustrie beantworten und haben uns dafür räumlich auf das Lausitzer Revier fokussiert. 

Viel Spaß beim Hören! 



[1] Fridays for Future, https://fridaysforfuture.de/forderungen/

[2] Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Nachhaltigkeit, Der aktuelle Begriff 06/2004, 6. April 2004. Abrufbar unter: http://webarchiv.bundestag.de/archive/2008/0506/wissen/analysen/2004/2004_04_06.pdf [Zuletzt abgerufen am 09.03.2022]

 
 
 
Literaturverzeichnis:

Becker, S. (2021): Kohleförderung und -nutzung in Deutschland: Ausstieg aus dem Brennstoff der Industrialisierung. In: Becker, S., Klagge, B., & Naumann, M. (Hrsg.): Energiegeographie: Konzepte und Herausforderungen. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer, 145-158.

Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung (2013): Das Lausitzer Braunkohlerevier. <https://www.politische-bildung-brandenburg.de/themen/so-ist-brandenburg/wirtschaft-und-arbeit/das-lausitzer-braunkohlerevier> (Zugriff: 2022-03-09).

DEBRIV, Bundesverband Braunkohle. (2017). Braunkohle in Deutschland 2016. Sicherheit für die Stromversorgung. Berlin: Bundesverband für Braunkohle. 

Frach, E. (2018): Exkurs: Klimaschutz in kleinen Kommunen - Herausforderungen und Wege zum Erfolg. In: Klimaschutz & ländlicher Raum, Ideen und Impulse für erfolgreichen Klimaschutz. Köln: Deutsches Institut für Urbanistik.

Fridays for Future (2021): Unsere Forderungen an die Politik. < https://fridaysforfuture.de/forderungen/> (Zugriff: 2022-03-09).

Graham, S. & S. Marvin (2008): Splintering Urbanism. Infrastrukturnetzwerke, technologische Mobilität und die Bedingung des Städtischen. In: Moss, T. / Naumann, M. / Wissen, M. (Hrsg.): Infrastrukturnetze und Raumentwicklung. Zwischen Universalisierung und Differenzierung. München: Oekom, 37-62.

Gürtler, K., V. Luh & J. Staemmler (2020): Strukturwandel als Gelegenheit für die Lausitz. Berlin: Bundeszentrale für politische Bildung. <https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/304334/strukturwandel-als-gelegenheit-fuer-die-lausitz/> (Zugriff: 2022-03-09).

Land Brandenburg, Staatskanzlei (2020): Das Lausitzprogramm 2038. Prozesspapier zum Aufbau von Entscheidungs- und Begleitstrukturen im Transformationsprozess. < https://lausitz-brandenburg.de/wp-content/uploads/2020/09/Lausitzprogramm-2038_20200914.pdf> (Zugriff: 2022-03-09).

Agora Energiewende (2017): Die deutsche Braunkohlenwirtschaft. Historische Entwicklungen, Ressourcen, Technik, wirtschaftliche Strukturen und Umweltauswirkungen Berlin: European Climate Foundation (ECF) < https://www.agora-energiewende.de/veroeffentlichungen/die-deutsche-braunkohlenwirtschaft-1/> (Zugriff: 2022-03-09).

Rohracher, H. (2021): Energiesysteme und Transitionen zur Nachhaltigkeit aus räumlicher Perspektive. In: Becker, S., Klagge, B., & Naumann, M. (Hrsg.): Energiegeographie: Konzepte und Herausforderungen. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer, 45-53.

Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2004): Nachhaltigkeit. Der aktuelle Begriff <http://webarchiv.bundestag.de/archive/2008/0506/wissen/analysen/2004/2004_04_06.pdf> (Zugriff: 2022-03-09).




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