Direkt zum Hauptbereich

Queer(feindlichkeit) in Brasilien. Ein Essay von Christina H.


Von den Grenzen des Rechts, symbolträchtigem Widerstand und post/kolonialem Erbe

"Kurz vor Abflug. Ich blicke auf mein Handy – eine Nachricht von F. Den Bildschirmhintergrund ziert eines unserer ersten gemeinsamen Bilder, entstanden beim CSD1 in Jena. Ich mag dieses Bild und doch drängt sich der Gedanke auf, dass es vielleicht gefährlich sein könnte, wenn mich jemand damit, das heißt mit meiner offenen Queerness, sieht. Was wenn mich jemand nach der Uhrzeit fragt? Oder ich auf meinem Handy etwas übersetzen, vielleicht nach dem Weg fragen muss? Ich tippe auf mein Handy und ändere den Hintergrund. Es fühlt sich ein bisschen wie Verrat, aber auch nach mehr Sicherheit an. Lagencheck: Ich bin straight-passing2, cis und weiß, habe keine sichtbare Behinderung und gehe so vermutlich als unauffällige Touristin durch. Das letzte sichtbare Detail: die aktuelle Pride Flag in die Hülle meines Smartphones. Ich drehe sie um. Ich kann mich unsichtbar machen, ein Privileg – und doch bleibt da dieses Unbehagen. Wie viel kann ich die nächsten Wochen über mein Privatleben erzählen? Wie unbefangen kann ich über meine Beziehungen sprechen? Wann kann ich mich in Gesprächen einfach fallen und wann sollte ich Vorsicht walten lassen? Natürlich bin ich mehr als nur queer und doch ist es Teil von meinem Leben. Es ist auch nicht zwingend „sicherer“ in Deutschland und doch bin ich mit den Codes, der Sprache und den Regeln vertrauter. Ich rede mir ein, dass ich mich in einem Land, in welchem ich noch nicht war, zunächst herantasten möchte. Noch am Flughafen lege ich die Pride Flag wieder mit Farben nach oben in die Handyhülle– zumindest für ein kleines Gefühl von Widerstand. Ich bin in so vielem privilegiert und kann mir diesen Flug überhaupt leisten und doch merke ich gerade wieder sehr bewusst: Ich bin eine Frau, queer und gehe damit auf Reisen."

„Es gibt keine Hinweise auf besondere Schwierigkeiten, die Akzeptanz ist insbesondere in Großstädten gut ausgeprägt“, schreibt das Auswärtige Amt (2023) über die Lage zu LGBTIQ+³ in Brasilien. In ihrem Artikel zu Homoziden von LGBTIQ+ beschreiben Mendes und da Silva (2020, S. 1710) Brasilien hingegen als das Land mit der höchsten Anzahl an Tötungsdelikten gegen queere Menschen weltweit. Auch der ehemalige Präsident Jair Bolsonaro äußert seine Queerfeindlichkeit offen in einem Interview im Jahr 2013 mit den Worten „Sou homofóbico sim, com muito orgulho. Não terão sossego“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Ich bin homophob, ja, mit großem Stolz. Sie werden keine Ruhe haben“ (DCM 2018, Tagesschau 2022). Einige Hinweise auf besondere Schwierigkeiten gibt es also wohl doch, nämlich strukturelle (tödliche) Gewalt in großem Ausmaß und öffentlich kommunizierte Queerfeindlichkeit von politischen Eliten. In diesem Essay soll daher zunächst näher darauf eingegangen werden, dass die rechtliche Lage allein nicht alleine ausschlaggeben ist für ein sicheres und würdevolles Leben queerer Menschen, sondern auch politisch-gesellschaftliche Grundvorstellungen und Alltagspraktiken relevant werden. Danach wird darauf eingegangen inwiefern bestimmte Taten oder Gegenstände Symbolkraft haben im Rahmen dieses Diskurses. Daraufhin wird auf die Notwendigkeit der Beachtung indigener Queerness eingegangen. Abschließend wird ein kurzes Fazit gezogen.

Formalitäten und Gesetze allein garantieren kein sicheres Leben

Aus rechtlich-formaler Sicht scheint der Status queerer Menschen in Brasilien gleichwertig mit dem von nicht-queeren Personen – was hinsichtlich der zahlreichen Länder, in denen Homosexualität strafbar ist oder trans Personen gezielt verfolgt werden, nicht selbstverständlich ist. Denn auch wenn die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte direkt zu Beginn in Artikel 1 alle Menschen als frei und gleich an Würde und Rechten geboren erklärt (UN General Assembly 1948), sieht die gelebte Realität oftmals anders aus. In Brasilien ist die rechtliche Lage dahingehend verhältnismäßig gut an die Menschenrechtskonventionen angepasst. So können gleichgeschlechtliche Paare beispielsweise seit 2013 heiraten (Deutschland hat im Vergleich erst 2017 die sogenannte „Ehe für alle“ beschlossen), seit 2010 bereits Kinder adoptieren und im Jahr 2019 hat das Oberste Bundesgericht Brasiliens die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität unter Strafe gestellt (Outright International o.J.). Ausgehend davon scheint die Rechtslage und der Rechtsschutz von queeren Personen relativ stark zu sein, dennoch ist die Mordrate von queeren Personen die höchste der Welt. Wie sich an diesem scheinbaren Paradoxon in Brasilien besonders gut zeigt: Formelle Gesetze können Gewalt und Tyrannei offensichtlich nicht allein regeln.

Ebenso wichtig sind auch politische Grundvorstellungen und sich daraus entwickelnde Alltagspraktiken, welche durch verstärkte politische Initiativen und gesellschaftliche Aufklärungsarbeit geschaffen werden können. Dadurch kann von der gesellschaftlichen Basis aus eine Ent-Naturalisierung von Geschlechterrollen und Sexualitäten sowie ein Aufbrechen der heteronormativen Machtverhältnisse erfolgen, die für die zahlreichen Gewalttaten verantwortlich sind. Diese Handlungsnotwendigkeit lässt sich insbesondere im historischen Kontext der Entstehung von Queerfeindlichkeit verstehen.

Queerfeindlichkeit ist (nicht nur) in Brasilien ein Produkt von Biomacht, die durch christlich geprägte Kolonialmächte ausgeübt und etabliert wurde und sich bis heute auf die (Grenzen der) Auslebung von Gender- und Sexualitätsidentität bzw. Geschlechtsrepräsentation auswirkt. Durch Normalisierungsprozesse haben sich im Zeitverlauf soziale und kulturelle Ordnungsregeln entwickelt, die Cisheteronormativität als „natürlich“ darstellen und damit Abweichungen, also verschiedene Formen von Queerness, als unnatürlich und fehlerhaft deklarieren (Bauer et al. 2018, S. 10). Es hat sich beispielsweise die Praktik etabliert anhand des Aussehens der äußeren Geschlechtsmerkmale ein Kind als weiblich oder männlich einzuordnen, ohne weitere Merkmale wie Chromosomenstatus, die spätere hormonelle Entwicklung oder das/die Geschlecht(er)sempfinden der heranwachsenden Person miteinzubeziehen (Haidle 2018, S. 16). Die Biomacht setzt hier sehr deutlich am Körper an – sie bestimmt wie der Körper mit seinen Geschlechtsorganen auszusehen hat und welches Begehren welcher Körper als legitim gilt, nämlich jenes welches in einem binären Denken das jeweils „gegenteilige“ Geschlechtsorgan (Vulva – Penis) einschließt (Quinn 2018, S. 81). Körper und darüber ganze Bevölkerungen wurden dadurch diszipliniert und reguliert (Engel 2003, S. 228), womit das Fundament für die bis heute anhaltende Queerfeindlichkeit geschaffen wurde.

Doch nach Laufenberg (2014, S. 13) lässt sich Queerness nicht nur als Gegenstand und Medium der Biomacht betrachten, sondern auch „als eine konkrete Möglichkeit […], von der aus die Grenzen der Biomacht befragt und die Wirkkraft biopolitischer Normen begrenzt werden können.“ Hier können politische Aufklärungs- und Bildungskampagnen ansetzen. Denn wenn mehr und mehr ein Bewusstsein dafür entsteht, das bzw. wie diese Naturalisierung von cisheteronormativen Körpern (re)produziert wird, und wie sich dies in konkreten Praktiken, wie der binären Geschlechtzuweisung anhand äußerlicher Merkmale zeigt und das dies keine Norm sein muss, fängt auch die Legitimiationsgrundlage für Queerfeindlichkeit an zu bröckeln.

Um sich an diese Vorstellung einer Annäherung an eine post-queerfeindliche Gesellschaft heranzutasten, hilft gegebenenfalls ein Vergleich mit der politischen Aufarbeitung der lange angewendeten Rassenlehre in Deutschland. Diese biologistische Begründung für die Unterscheidung von Menschen auf Grundlage von phänotypischen Merkmalen, beispielsweise ihrer Körperform und Hautfarbe, diente der NS-Diktatur lange Zeit als Begründung ihrer rassistischen und menschenverachtenden Taten und Morde und prägte Weltanschauung und Rassismuspraktiken verschiedener Gesellschaftsschichten. Durch politische Bildungsarbeit und gesellschaftliche Aufklärung besteht heute ein deutlich verstärktes Bewusstsein darüber, dass beispielsweise die Rassenlehre in Deutschland bzw. deren Anwendung nicht auf natürlichen, biologischen Merkmalen basiert, wie stets propagiert wurde, sondern von NS-Machthaber*innen bewusst zur Disziplinierung und Regulierung von Körpern und der Bevölkerung angewendet wurde. Ähnliche könnten auch gesellschaftliche Aufklärungsmomente hinsichtlich der Konstruktion von Geschlechter- und Sexualitätsbilder mit ihren biologistischen Begründungen, die bei Abweichungen ebenfalls in Gewalt in verschiedenen Formen und Härtegraden münden können, geschaffen werden. Dies ist natürlich weltweit wünschenswert, aber insbesondere in Brasilien aktuell sehr notwendig, da dies das Land mit der höchsten Mordrate von queeren Personen weltweit ist und es aus menschenrechtlicher Sicht notwendig ist Wege zu finden, wie queere Menschen dort sicherer leben können. So wurden dort rechtlich gute Rahmenbedingungen geschaffen, diese sind allein jedoch nicht ausreichend. Es muss auch einen veränderten politisch-gesellschaftlichen Blick bei den Grundvorstellungen von Körpern und den damit verbundenen (Un-) Natürlichkeiten geben.

Symbolträchtiger Widerstand

Symbolcharakter für ein queerfreundlicheres oder -feindlicheres Zusammenleben bzw. Impulsen hierzu kann dabei von beiden Seiten ausgehen. So wurde im März 2018 Marielle Franco, eine afrobrasilianische, queere Aktivistin und Stadträtin von Rio de Janeiro erschossen. Sie setzte sich aktiv für die Menschenrechte von Queers, BIPocs4 und Favela-Bewohner*innen ein und machte auf „außergerichtliche Hinrichtungen und andere Menschenrechtsverletzungen durch Politzist*innen und Sicherheitskräften aufmerksam“ (Amnesty International o.J.). Ein Jahr später im März 2019 wurden zwei Tatverdächtigte festgenommen – zwei ehemalige Polizisten (BBC 2020). Dieser Mord symbolisiert Macht. Macht derjenigen, die nicht marginalisiert sind, einer cisweißheteronormativen, vorwiegend männlichen Gruppe, die sich gegen die Aufklärung der Gesellschaft stellt und ihre Machtposition behalten möchte. Doch wie die nachfolgende Vignette auch zeigt, gibt es auch Widerstand. Widerstand, der sich mit Marielle Franco solidarisiert, vielleicht (teilweise) identifiziert und ebenfalls mit Symbolen arbeitet, nämlich farbigen Stickern und Botschaften. Inwiefern diese Aufkleber einer organisierten Gruppe, politischen Kampagne o.Ä. angehören, ist nicht immer eindeutig. Deutlich ist jedoch, dass sie Raum einnehmen und Solidarität zeigen; sich der Macht entgegen stellen und im gemeinsamen Widerstand Banden bilden.

Eingangstür des Hauses von Marielle Franco. Ausgestellt im Museu da Maré, Foto: Laura Röbe-Oltmanns

"Ich betrete einen weiteren Raum im Museu da Maré – einem Museum in der gleichnamigen Favela Maré in Rio de Janeiro. Vor mir eine Tür, die ehemalige Eingangstür zum Haus von Marielle Franco. Sie ist beklebt mit allerlei Stickern mit feministischen, emanzipierenden Botschaften– einige davon in Regenbogen-Pride-Farben. Sie erinnern mich an das Bild von Blumen und Kerzen, die oftmals an die Todesstelle von Verstorbenen gelegt werden. Doch in diesen Stickern spiegelt sich in meinem Empfinden noch viel mehr wider – Sie strahlen nicht nur Dankbarkeit und Trauer, sondern auch Widerstand, Weiterkämpfen und Zusammenhalt aus. Vor dieser Tür verschwimmen Trauer, Wut, Dankbarkeit und Hoffnung. Trauer und Wut für diesen und viele weitere Tode, die im Rahmen von Queerfeindlichkeit und Rassismus passieren. Aber auch Dankbarkeit für Marielle Francos Schaffen und Lautsein und ein Funken von Hoffnung, weil es so viele gibt, nicht noch kämpfen und damit keine*r allein sein muss. Diese Tür hat Marielle Franco im März 2018 leider das letzte Mal geöffnet und doch zeigen die Sticker: Es gibt noch viel mehr Türen aus denen Menschen treten, die für ihre Rechte kämpfen."

Queerfreundliche Politik und Gesellschaftsinititaitiven als Dekolonialisierungsprojekt

Über den aktuellen queeren Diskurs hinaus, gibt es auch noch eine weitere Dimension, welche im Raum Brasilien eine wichtige Rolle spielt, nämlich indigene Queerfeindlichkeit und Heterocisnormativität als ein Nachkomme kolonialer Gewalt.

Die indigenen Formen von Queerness5 in ihrer eigenen Kontextualität sind älter als der globale LGBTIQ+-Rahmen (Picq 2019, S. 2). Es handelt sich hier also nicht nur um die aktuelle Debatte von Gleichstellung, sondern um ein ernstzunehmendes Thema im Rahmen von Dekolonialisierungsmaßnahmen. Die Unterdrückung der indigenen Sexualität diente der politischen Enteignung und der Darstellung indigener Völker als Sodomiten. Sexualität war ein Mittel, um indigene Menschen als pervers darzustellen und die Gewalt gegen den nicht-christlichen Anderen, der als Wilder und Ketzer galt, zu legitimieren (ebd.). Der Begriff der terra nulllius etablierte den christlichen Glauben als einzige Quelle legitimer politischer Autorität und definierte nicht-christliche Territorien als Land, dass man sich aneignen konnte (ebd., S. 9). Damit legitimierten die Kolonialmächte letztlich ihre gewaltvollen Landnahmen und nahmen Abweichungen ihrer cisweißheteroweißen Norm als Indikator für die Absprechbarkeit der Würde und Rechte der indigenen Menschen, auf die sie trafen. Dies führte dazu, dass indigene Sexualitäten und Geschlechter brutal unterdrückt, ihnen ihre kontextuellen sexuellen und geschlechtlichen Erfahrungen und Weltbilder abgesprochen und stattdessen westliche sexuelle Codes oktroyiert wurden.

Aus einer historischen Schuld heraus, zur Würdigung der Menschenrechte sowie mit Verweis auf Artikel 2 der Deklaration der Rechte indigener Völker, welche besagt, dass indigene Gruppen und Individuen ein Recht darauf haben bei der Ausübung ihrer Rechte, wozu letztlich auch die freie geschlechtliche und sexuelle Auslebung gehört, frei von jeder Art von Diskriminierung zu sein (UN General Assembly 2007), muss queerfreundliche Politik ein besonderes Augenmerk auf indigene Queerness legen und die Möglichkeiten schaffen, dass diese frei ausgelebt werden kann, da dies insbesondere mit Hinsicht auf die lange Zeit der Unterdrückung durch die koloniale weiße Herrschaft als Reparation unabdingbar ist.

Dieser Essay hat gezeigt, in welchen Kontexten über (indigene) Queerness in Brasilien nachgedacht werden kann und sollte. So ist zu bedenken, dass Formalitäten und Gesetze alleine nicht ausreichend sind, um sicheres Leben zu garantieren, sondern auch gesellschaftspolitische Wertvorstellungen und Praktiken eine Rolle spielen. Wie der Tod Marielle Francos, aber auch damit zusammenhängende Aufkleber auf ihrer ehemaligen Eingangstür gezeigt haben, werden heteronormative/queere Diskurse mit starker Symbolkraft geführt. Zu diesem eher westlich geprägten Diskurs sollte im Rahmen einer intersektionalen Perspektive des Weiteren über queerfreundliche Politik und Gesellschaft als Dekolonialisierungsprojekt nachgedacht werden, nachdem indigene Geschlechter und Sexualitäten lange Zeit gewaltvoll unterdrückt wurden.

                             

1 CSDs, ausgesprochen Christopher Street Days, finden überall auf der Welt statt und stellen eine meist ganztägige Aufklärungs- und Protestform dar, die auf Missstände von von queerfeindlicher Gewalt betroffener Personen aufmerksam machen.

2 Straight oder hetero-passing bedeutet, dass eine Person als heterosexuell gelesen, d.h. wahrgenommen wird, obwohl die eigene Sexualität davon abweicht.

3Die einzelnen Buchstaben des Akronyms LGBTIQ bedeuten Lesbian, Gay, Bi, Trans, Inter, Agender/Asexuell, Queer. Das „+“ ist ein Verweis auf weitere Gender/Sexualitäten.  

4 BIPocs steht für Black, Indigenous und People of Colour.  

5 Um einen möglichst weiten Rahmen an indigenen Sexualitäten und Gender einzuschließen, wird hier von indigener Queerness gesprochen, anstelle von LGBTIQ+, da die einzelnen Begriffe, die in diesem Akronym abgebildet werden mit Epistemologien und Herkunftsbedeutungen assoziiert werden, die v.a. westlich geprägt sind, d.h. in den Sprachen der Kolonialgewalten. Dennoch ist auch die Verwendung des Wortes Queerness problematisch. Letztlich fehlt es an (deutschen/englischen/…) Begriffen, die den Bedeutungen der vielen verschiedenen indigenen Sprachen und Epistemologien von Sexualität und Gender auch nur ansatzweise gerecht werden. Um mit den vorhandenen Mitteln der deutschen/englischen Sprache möglichst inklusiv zu sein, wurde daher zumindest der „gröbste“ Oberbegriff verwendet und mit dem Adjektiv indigen verbunden. Doch auch dabei ist anzumerken, dass indigene Queerness selbst ein weites, nicht greifbares Feld ist, da es genauso viele verschiedene Arten von Queerness wie indigene Gemeinschaften und Individuen gibt.  

Literatur

Amnesty International (o.J.): Marielle Franco: Wer gab den Auftrag? Online unter: https://www.amnesty.at/mitmachen/actions/marielle-franco-wer-gab-den-auftrag/ (zuletzt abgerufen am 10.01.2023).

Auswärtiges Amt (2023): Brasilien: Reise- und Sicherheitshinweise. Online unter: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/brasilien-node/brasiliensicherheit/201092?view= (zuletzt abgerufen am: 06.01.2023).

Bauer, G., Ammicht Quinn, R., & Hotz-Davies, I. (2018): Einleitung: Geschlechter und Sexualitäten in Theorie und Empirie/ In: Gero Bauer; Regina Ammicht Quinn; Ingrid Hotz-Davies. Die Naturalisierung des Geschlechts.

BBC (2020): Marielle Franco murder: Suspect shot dead by police. Online unter: https://www.bbc.com/news/world-latin-america-51439016 (zuletzt abgerufen am 10.01.2023).

DCM (2018, 11. Oktober): Bolsonaro: "Sou homofóbico sim, com muito orgulho. Não terão sossego" [Video]. YouTube. Online unter: https://www.youtube.com/watch?v=VpqsHe02uLE (zuletzt abgerufen am 06.01.2023).

Engel, A. (2003): Wie regiert die Sexualität? Michel Foucaults Konzept der Gouvernementatlität im Kontext queer/feministischer Theoriebildung / In: Marianne Pieper & Gutiérrez Rodríguez. Gouvernementalität. Ein sozialwissenschaftliches Konzept in Anschluss an Foucault, 224.

Haidle, M. N. (2018): Schon in der Steinzeit: über die 'Natürlichkeit' menschlicher Geschlechterrollen aus urgeschichtlich-paläoanthropologischer Sicht/ In: Gero Bauer; Regina Ammicht Quinn; Ingrid Hotz-Davies. Die Naturalisierung des Geschlechts.

Laufenberg, M. (2014): Sexualität und Biomacht: vom Sicherheitsdispositiv zur Politik der Sorge. transcript.

Mendes, W. G., und da Silva, C. M. F. P. (2020): Homicide of lesbians, gays, bisexuals, travestis, transexuals, and transgender people (LGBT) in Brazil: a spatial analysis. Ciência & Saúde Coletiva 25. 17091722.

Morgensen, S. L. (2011): The biopolitics of settler colonialism: Right here, right now. Settler Colonial Studies, 1(1), 5276.

Outright International (o.J.): Brazil. Online unter: https://outrightinternational.org/our-work/americas/brazil (zuletzt abgerufen am 14.01.2023).

Picq, M. L. (2019): Decolonizing indigenous sexualities: Between erasure and resurgence. The Oxford handbook of global LGBT and sexual diversity politics, 169184.

Tagesschau (2022): Warum die ARD Bolsonaro rechtsextrem nennt. Online unter: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/bolsonaro-rechtsextrem-103.html (zuletzt abgerufen am 06.01.2023).

Ammicht Quinn, R. (2018): Trans*zendenz: Überlegungen zu Genderfragen im Christentum/ In: Gero Bauer; Regina Ammicht Quinn; Ingrid Hotz-Davies. Die Naturalisierung des Geschlechts.

UN General Assembly (1948): Universal Declaration of Human Rights (217 [III] A). Paris. Online unter: https://www.un.org/en/about-us/universal-declaration-of-human-rights (zuletzt abgerufen am 14.01.2023).

UN General Assembly (2007): United Nations declaration on the rights of indigenous peoples. UN Wash, 12, 1-18. Online unter: https://humanrights.gov.au/our-work/un-declaration-rights-indigenous-peoples-1 (zuletzt abgerufen am 14.01.2023).


Beliebte Posts aus diesem Blog

Beitrag I: Altenpflegeheime als verschärfte Heterotopien (Dominique L. Kauer)

(Foto: Dominique L. Kauer) Aktuell befindet sich die Gesellschaft in einem sogenannten „Ausnahmezustand“. Wobei zu dem Begriff derzeit sowohl rechtliche als auch sozialwissenschaftliche Debatten entstanden sind (vgl. Agamben 2020; Klafki 2020). Regierungen versuchen die Ausbreitung des Coronavirus mithilfe von politischen Maßnahmen zu verlangsamen. Der Hashtag #flattenthecurve geht durch das Netz. Damit einhergehend wird weltweit zu Disziplinierungsmaßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und -sperren gegriffen. Lückenlose Kontrolle aller Grenzen und Übergänge in Staaten, Bundesländer und Städten und die Anweisung aller Bürger*innen, möglichst Zuhause zu bleiben, sind beispielsweise in Deutschland zu sehen. Während die Mehrheit der Gesellschaft allerdings durch Spaziergänge und Videoanrufe soziale Kontakte aufrechterhalten kann, sind derzeit Menschen in Pflegeheimen ausschließlich dem Personal überlassen. Bundesweit sind Besuche bei Verwandten und Bekannten entweder ganz verboten od

Beitrag IV: Ist, wenn jeder an sich selbst denkt, an alle gedacht? Überlegungen zu Atmosphären der Solidarität (Simon Runkel)

Graphic Recording des Vortrags vom 30. April 2020 (freundlicherweise zur   Verfügung gestellt von AJA Berlin) In der pandemischen Gegenwart ist Solidarität ein oft gebrauchter Begriff. Die folgenden Skizzen zum Begriff der Solidarität sind weniger eine theoretische Annäherung an als eine essayistische Umkreisung um den Begriff. Der Beitrag wurde als geopoetischer Impuls im Kontext einer als Digitalkonferenz des AJA – Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch / IAC Berlin am 30. April 2020 abgehaltenen Werkstatt zur „Zukunft des Ehrenamts“ gehalten. Es werden – lediglich heuristisch – vier Perspektiven auf Solidarität angedeutet, die von einer anthropologisch-phänomenologischen, über eine gemeinschaftstheoretische und gesellschaftskritische Dimension von Solidarität zur geo-sozialen Frage eine planetarischen Solidarität reichen. 1. Atmosphären der Solidarität: können wir anders als helfen? Zu Beginn eine anthropologische Frage: können wir als Menschen anders als h

Erfahrungsbericht zum Geländepraktikum vom 27. bis 31. Juli 2020 im Nationalpark Hainich (Clara Hübner, Sophie Tzschabran und Tim Wenzel)

Gruppenfoto des Geländepraktikums im NP Hainich (Foto: Simon Runkel) Nach Ankunft in dem historischen Ort Bad Langensalza mit seinen verwinkelten Gassen traf sich die Seminargruppe an der Nationalparkverwaltung im Stadtkern der Kurstadt. Im Innenhof der Nationalparkverwaltung gab es eine Begrüßung und Einführung durch den Leiter des Nationalparks Manfred Großmann, hierbei wurde über den besonderen Schutzstatus des Hainich aufgeklärt. Der Nationalpark Hainich ist seit 2011 Teil der UNESCO Weltnaturerbestätte „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“. Er stellt zudem die größte zusammenhängende und gleichzeitig unbewirtschaftete Laubwaldfläche Deutschlands dar. Nach kurzer anschließender Fahrt in die Unterkünfte - das alte Pfarrhaus in Craula und die Jugendherberge Urwald Life Camp in Lauterbach direkt am Rande des Nationalparks - richteten wir uns dort zunächst ein. Bedingt durch die COVID-19 Pandemie verteilte sich die ca. 20-köpfige Seminargruppe